Im Fokus der Jury des
Theaterpreis Hamburg – Rolf Mares

Januar 2024

Jedes Jahr im Herbst wird der Theaterpreis Hamburg – Rolf Mares für herausragende Leistungen in der vergangenen Spielzeit in unterschiedlichen Kategorien verliehen. Die Theaterpreis-Jury, bestehend aus Dr. Inge Volk, Jan Peter Gehrckens, Patrick Giese, Christian Hanke, Gunter Mieruch, Maike Schäfer und Elke Westphal, ist deshalb in der laufenden Spielzeit fleißig in den Häusern der Stadt unterwegs, um die nächsten Preisträger*innen zu finden. Ab und an lassen sie sich über die Schulter blicken und verraten, welche Stücke sie in den Fokus genommen haben.

 

Anthropolis im Deutschen SchauSpielHaus 

Anthropolis im Deutschen SchauSpielHaus Hamburg © Monika Rittershaus 

Die berühmtesten Gründungsmythen der europäischen Zivilisationsgeschichte stammen aus der Stadt Theben. Mit Antigone und Ödipus haben sie gleich zwei Gestalten hervorgebracht, die in Literatur, Philosophie und Psycho logie bis heute zentrale Rollen einnehmen. Ihre Vorfahren und Verwandten Dionysos, Laios und Iokaste stehen den beiden allerdings in nichts nach. Beklemmend aktuell sind die Konflikte, die die Tragödien des thebanischen Sagenkreises verhandeln und die seit langem unter der Oberfläche moderner Gesellschaften rumoren. Machtberauschte Politiker und widerständige Kinder, rigide Ordnungsfanatiker und entfesselte Rebellinnen, übermenschliche Zerstörungskräfte und gewalttätige Eliten – sie alle bewohnen das Konzept, das sich „Stadt“ nennt und das die politische Urform unseres Staatswesens bildet.

 

Figaros Hochzeit zweiter Teil im Allee Theater – Hamburger Kammeroper

Figaros Hochzeit zweiter Teil im Allee Theater – Hamburger Kammeroper © Dr. Joachim Flügel 

Die Geschichte erzählt, wie es Jahre nach Figaros Hochzeit im Schloss des Grafen Almaviva weitergeht. Figaros Liebe zu Susanna ist mittlerweile genauso unterkühlt wie die seines Herren zur Gräfin. Aber auch dem Grafen scheint er nach „Figaros Hochzeit“ nicht so recht verziehen zu haben, und so plant er, dessen Tochter Inez mit einem sich als vermögend ausgebenden Don Alvaro, der in Wirklichkeit der mittellose Diener Torribio ist, zu verkuppeln und dafür die halbe Mitgift des Grafen zu kassieren. Doch er hat seine Rechnung ohne den vom Militär mit hohen Ehren zurückkehrenden Cherubino gemacht. Nach zahlreichen Verwirrungen erkennt Cherubino kurz vor der vom Grafen angeordneten Zwangsheirat in Don Alvaro seinen Diener Torribio, lässt damit Figaros Intrige platzen und diesen endgültig beim Grafen in Misskredit geraten.Das Werk hatte seine deutsche Erstaufführung an der Hamburger Kammeroper

 

Jane Eyre des Hamburg Ballett in der Staatsoper Hamburg

Jane Eyre in der Staatsoper Hamburg © Kiran West

Mit diesem Hintergrund und einer Tanzausbildung in Cambridge und London entwickelte sich Cathy Marston zu einer markanten Choreografin, die nicht zuletzt für ihre Literaturballette weltweit gefeiert wird. John Neumeier hat ihre Fassung von Jane Eyre nach dem Romanklassiker von Charlotte Brontë für die vorletzte Premiere seiner Intendanz eingeladen. Über die Uraufführung 2016 durch das Northern Ballet schwärmte die Londoner Times: "wunderbar gestaltet und bewegend ... durchdrungen von emotionaler Wahrhaftigkeit". 2019 wurde das Ballett in die USA exportiert und sowohl beim American Ballet Theater (New York) als auch beim Joffrey Ballet (Chicago) einstudiert. Mit dem Hamburg Ballett feiert es 2023 seine Deutschlandpremiere.

 

The Hound of the Baskervilles im English Theatre of Hamburg

The Hound of the Baskervilles im English Theatre of Hamburg © The English Theatre of Hamburg 

It’s been a huge hit both in the UK and abroad. The authors have taken the basic elements of the original story and turned them into a hilarious spoof for the stage. When Sir Charles Baskerville is found dead surrounded by the paw prints of a gigantic hound, the famous Sherlock Holmes, and his colleague Dr Watson are summoned to investigate. They hear terrifying tales of a monstrous beast haunting the neighbourhood, rumours of a family curse, and reports of a deranged killer on the loose. Scary stuff, all presented in an extremely amusing and suspenseful manner. And what makes it even more fun? It’s done with just three actors playing all the roles!

 

Der Prozess im Thalia Theater

Der Prozess im Thalia Theater © Armin Smailovic

Nichts ist hier normal. Obwohl im Leben Josef K.s alles in einigermaßen geregelten Bahnen läuft, wird er an seinem 30. Geburtstag von einer mysteriösen Behörde verhaftet. Eine konkrete Anklage gibt es nie –nur die Konfrontation mit einem System, das K. nicht versteht: eine Albtraum-Logik, die sich seinen Erwartungen immer wieder entgegensetzt. Sein Alltag überreizt sich mit Gesetzesstrukturen. Verstörende Figuren reden auf ihn ein. Der Mensch K. wartet also auf einen Gerichtsprozess. Aber welchen Prozess durchläuft er wirklich? Macht sich K. – ganz naiv und nervös – schuldig, ohne es zu wissen? Am Ende kommt jede Erkenntnis zu spät, und das Urteil ist unerschütterlich: Josef K. ist schuld – weil er lebt.

 

Trümmer im Theater das Zimmer

Trümmer im Theater das Zimmer © Robin Kulisch 

Sam und sein verlobter Noel sind seit Jahren zusammen. Sie haben ein Haus, eine Katze und ihr ganzes Leben vor sich. Doch als plötzlich eine nicht umkehrbare Distanz die Beziehung zerbricht, liegt es an Sam zu entscheiden, wie ihre Geschichte weitergeht. Trümmer ist ein berührendes Werk über fortwährende Bindungen und eine Liebe, die sich entwickelt, aber niemals endet.

 

Salome in der Staatsoper Hamburg

Salome in der Staatsoper Hamburg © Monika Rittershaus 

Unter dem Antlitz des wandernden Mondes streiten Geist und Leib in all ihrer Größe und Erbärmlichkeit, bis das Blut zweier Körper fließt. Strauss bleibt nah an der Wilde’schen Nachschöpfung des biblischen Stoffes, die Salome vom Werkzeug ihrer Mutter zur Autonomie führt. Sie ist es, die in ihrem unerfüllten Verlangen nach dem befreiend Andersartigen, dem Körper des Propheten Jochanaan, auf Rache sinnt und seinen Kopf verlangt – ein Preis, den die männerdominierte Gesellschaft um Herodes für ihren Tanz zu zahlen bereit ist.